Von faulen Eiern, dampfenden Gullis und Mädchenproblemen

Wer mich gut kennt, weiß genau, wie empfindlich ich auf Gerüche reagiere. „Das war bei Tine schon immer so“, meint meine Mama. Die Geschichte dazu verkneife ich mir, um meine Persönlichkeitsrechte zu schützen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ich mich in einer Stadt wie Rotorua mit einer der höchsten geothermischen Aktivitäten der Welt, also Fumarolen, Schlammlöchern und heißen Quellen in der ganzen Stadt verteilt, wie im Paradies fühlte.

Hier stinkt’s nämlich an jeder Ecke nach faulen Eiern. Diese Duftnote hat dem Ort den Maori-Namen „Whangapipiro“ eingebracht, was soviel bedeutet wie „fürchterlich stinkender Platz“. Da ist mir die Berliner Luft mit ihren Autoabgasen vermischt mit einer Nuance Hundescheiße lieber als der Schwefelgestank. Wie kann man den nur Tag für Tag ertragen. Ick weiß es nicht. Denkt man sich den kopfschmerzenerzeugenden Duft mal weg, ist es ziemlich witzig, wenn die Gullis dampfen wie in der Bronx.

Wir spazierten durch den Kurirau Park, eine Ansammlung zahlreicher Schlammlöcher, Fumarolen und heißen Quellen, eingebettet in einer sehr schönen Parklandschaft. Überall zischte und dampfte es wie in Teufels Küche. Theo brabbelte den ganzen Abend blubb, blubb, was André ihm beim Anblick der blubbernden grauen Schlammtöpfe beigebracht hatte.

Bisher haben wir noch gar nicht erwähnt, dass Neuseeland eigentlich Maori-Land ist. „Aotearoa“ heißt in der Sprache der ersten Siedler Neuseelands „Land der langen weißen Wolke“. Nirgends kann man der Kultur der Maori so nah kommen wie in Rotorua. Naja, das ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen, denn eigentlich erhält man nur den touristisch aufbereiteten Einblick. Aber ich dachte mir, besser als gar nichts und so besuchten wir „Te Whakarewarewatanga O Te Ope Taua A Wahiao“ oder kurz „Whakarewa – The Living Thermal Village“. Die Dorfbewohner leben zwischen wasserspeihenden Geysiren und müffelnden Fumarolen. Aber ziemlich schlau, machen sie sich die vulkanischen Aktivitäten zunutze. Am Eingang von Whakarewa gibt es eine Open Air-Küche. Über dampfenden Löchern haben sie mehrere Holzkisten mit Deckel, im Inneren Holzgitter, gebaut. Darin wird dann das traditionelle Hāngi zubereitet. Die Zutaten wie Fisch, Fleisch und Gemüse werden in diese Kiste gelegt und nach drei Stunden ist der Gaumenschmaus eßbar. Nebenan in einer heißen Quelle, eigentlich ein überdimensional großer Kochtopf, wird z.B. Mais oder anderes Gemüse ruck zuck gar gekocht.

Ganz schön aber auch sehr folkloristisch war außerdem die Maori-Show. Dargeboten wurden Legenden und Mythen durch Tanz und Gesang. Highlight der Performance war natürlich der Haka. Unter anderem ein Kriegstanz, bei dem die Krieger mit weit aufgerissenen Augen und ausgesteckter Zunge versuchen den Gegner einzuschüchtern. Theodor saß ganz lieb auf Papas Schultern und hat lächelnd und juchzend mitgemacht. Auch als es dann auf Tuchfühlung mit den Nachfahren der Urbevölkerung Neuseelands ging, machte er keinen Mucks.

Am Abend saßen wir dann gemütlich in unserem rollenden Zuhause. Bis ich auf die Idee kam, die Vorhänge unseres Fensters beiseite zu ziehen. Wir hatten Licht im Camper an und wie im Horrofilm von Hitchcock wimmelten tausende kleiner Fliegen am Ausguck. Andrè bemerkte noch nebenbei, dass er einen Aushang in der Küche gelesen hatte. Dort stand, man solle das Licht auslassen und die Türen schließen, weil eine Fliegen Pest vorherrsche. Na schönen Dank auch, der Toilettengang war mir vergangen. Er murmelte nur was von empfindlich. Ja Mädels da frage ich euch: „Bin ich eine Ausnahme oder hättet ihr euch auch geekelt?“

 

 

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