Der abgefahrene Schmalspurfreak…

… lebt in Coromandel Town und seine Geschichte erzähle ich einige Zeilen später, denn wir haben uns angewöhnt chronologisch und nicht antizyklisch zu berichten.

Wir navigieren mit zwei Reiseführern, Spontaneität, einer Straßenkarte und TomTom durch Neuseeland. Neben DuMont Reise-Handbuch Neuseeland besitzen wir noch Mit dem Wohnmobil durch Neuseeland. Für uns stand fest, dass wir unbedingt die Coromandel Peninsula befahren müssen. Die dünnbesiedelte Halbinsel ist paradiesisch bewachsen mit dichtem Regenwald und bietet verlassene Badebuchten und wilde Surferstrände. Das hielten wir für vielversprechend und wurden nicht enttäuscht. Dank des als zweiten genannten Reiseführers entdeckten wir einen kleinen verlassenen Campingplatz am einsamen Opoutere Beach. Ein gelungener Start für unsere Entdeckungsreise.

Leider ließ uns das Wetter morgens im Stich und es regnete ziemlich stark. Wir verkrümelten uns in den winzigen Camper und frühstückten so gut es eben geht auf den wenigen Quadratmetern. Und siehe da, als wir abfahrbereit waren, lockerte sich die Wolkendecke und die ersten Sonnenstrahlen brachen durch. Wir beschlossen, uns auf den Weg zur Cathedral Cove zu machen. Die Cathedral Cove ist eine Bucht am Strandabschnitt der Mercury Bay. Der Name schließt im Allgemeinen die Cathedral Cave (Kathedralen-Höhle) mit ein. Ich wette, dass jeder Neuseelandreisende einen Schnappschuss der Felsformationen in seiner Fotosammlung mit nach Hause bringt. Nach einer kurzen etwa halbstündigen Wanderung erreicht man mit gefühlt tausend weiteren Schaulustigen und Badewilligen einen der schönsten, aber entsprechend bevölkerten Strandabschnitte der Nordinsel. Die eigentliche „Kathedrale“ ist die Höhle in der Verbindung zwischen Mare’s Leg Cove und Cathedral Cove, die eine kathedralenähnliche, spitz zulaufende Decke aufweist.

Leider war Theo etwas zu enthusiastisch beim Strandkrabbeln und landete mit dem gesamten Gesicht im Sand. Nur zwei blaue weit aufgerissene Augen waren noch zu erkennen. Die kalte Wasserdusche fand er nicht so prickelnd und so mussten wir den Strand leider verlassen, um einer Anzeige wegen Ruhestörung zu entgehen. André steuerte anschließend das Wohnmobil oder besser gesagt den Camperbus Richtung Whitianga, wo wir unsere Schlafstätte aufschlugen. Unsere Nacht war dann etwas unruhig, denn wir wussten nicht, wie Theo am nächsten Tag auf unseren geplanten Glasbodenbootausflug reagieren würde. Anscheinend hatte der Bursche eine ausgeprägte REM-Phase, denn er hat prima mitgezogen. Wir fuhren mit einem etwas besseren Schlauchboot zu acht raus zur Cathedral Cove und Shakespeare Cliff. Zum Angebot zählte außerdem ein Schnorchelstopp, der für mich ausfiel. Es ist etwas schwierig, angezogen und mit einem Kind im Ergo-Baby vor den Bauch geschnallt in Schwimmflossen und Taucherbrille zu schlüpfen.

So und nun nähern wir uns langsam dem Schmalspurfreak in Coromandel Town. Ein wirklich liebenswertes beschauliches Städtchen mit kleinen Cafés und Barry Brickell, Töpfermeister und Herr der Schmalspureisenbahn. André stammt ja von einer Eisenbahnerfamilie ab und wurde hellhörig als er über die Touristenattraktion las. Also hat er uns zwei Tickets gebucht und wir ruckelten auf 38,1cm Spurbreite mit nur fünf weiteren Fahrgästen (wir hatten Glück, denn vor uns füllten cirka 50 Touris zwei Züge der Eisenbahn) durch den wiederaufgeforsteten Busch des Barry Brickell. Der 1935 geborene Künstler werkelt bereits seit 1975 am Transportgefährt. Aber erst 1990 zählt die Railway als öffentliches Transportmittel. Dieser Status ist nötig, um die Touris gegen Cash zu chauffieren. Aber darum ging es dem Aussteiger eigentlich gar nicht in erster Linie, sondern um den Transport des Grundstoffs seiner Kunst, dem Lehm. Das Ziel der Bahnreise war der Eyefull-Tower, eine Plattform hoch oben über Coromandel Town mit wunderschöner Aussicht. Und was hatten wir für ein Glück, denn dort wartete der Erbauer persönlich für einen kurzen Schnack auf uns. Wer glaubt, das sei ein Teil der Inszenierung irrt, denn ich habe mit anderen Besuchern gesprochen, die Barry nicht in seinem Refugium angetroffen haben. Vor uns stand ein vitaler, sonnengegerbter, mit faltiger Haut überzogener alter Mann. Auf mich wirkte er wie eine lebende Legende. Er hat mich irgendwie sehr beeindruckt, ein Mensch mit einer Vision, ein Freak der sich nicht beirren läßt und sein Ding durchzieht. Sehr cool!

5 Gedanken zu „Der abgefahrene Schmalspurfreak…

  1. Sehr hübsch… ja, bei der Cathedral Cove waren wir natürlich auch, sind aber hingelaufen. Und der Strand von Opoutere sieht genauso (leer) aus wie der von Tairua, wo wir tatsächlich einfach so campen durften.

    Diese Schmalspurbahn war krass oder? Hat uns auch sehr beeindruckt. Auch dass der Kerl so viel Recyclingmaterial verbaut hat.

    Ihr solltet übrigens unbedingt noch möglichst lange in warmen Gefilden bleiben (vielleicht kann man ja umbuchen? ;)) – hier wirds einfach nicht warm.

    Viel Spaß noch!

    • Umbuchen? Gute Idee! Bei den Flügen sehe ich kein Problem, aber könntest Du vielleicht auf Arbeit nachfragen? 😉

      Zur Cathedral Cove sind wie übrigens auch gelaufen UND mit Boot gefahren, das kam im Beitrag vielleicht nicht so richtig rüber.

  2. Liebe tine,Wir wünschen dir noch alles,alles liebe und Gute zu deinem geburtstag und genieße den Tag mit deine Zwei lieben….Wir denken an dich ganz dolle..Drücken dich….Liebe Grüße von uns drei..

    • Dankeschön! Heute bist du dran Fränzilein. Alles Liebe und Gute für dich zum Geburtstag. Du arbeitest doch bestimmt schon wieder. Vielleicht kommst du trotzdem zum feiern. Alles Gute noch nachträglich an Mike! Küsse von uns

  3. Da werde echt all die alten Erinnerungen wach, und man kann alles nochmal mit- und nacherleben – super!
    Wir konnten damals leider nicht zur Cathedral Cove wandern, da einige Felsen eingestürzt waren… mussten uns also mit einem Glasbodenboot dahin bringen lassen, doch leider ohne Strandbesuch… Schmalspurbahn und Opoutere Beach waren auch Teil unseres Coromandelbesuches – beneiden euch wirklich!!

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