Das Erste, was einem an Neuseeland auffällt, ist der fiese Dialekt. Hier wird das ‚e‘ gerne mal wie ein lang gezogenes ‚i‘ ausgesprochen, so wie man es im Deutschen als ‚ie‘ schreiben würde. Also aus ’seven‘ wird ’sieven‘, aus ‚bed‘ wird ‚bied‘ etc. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, was ein paar Tage dauern kann. Unsere Gastgeber im Motel in Christchurch habe ich jedenfalls kaum verstanden.
Besser ging es dann schon bei der Mietwagenfirma, bei der wir unseren Camper abholen wollten. Entweder hatte ich mich mittlerweile daran gewöhnt oder die Angestellten dort nehmen mehr Rücksicht auf Ausländer. Jedenfalls standen wir pünktlich um 10:00 bei denen auf der Matte und freuten uns darauf, endlich mit dem Camper losdüsen zu können. Doch leider mussten wir erfahren, dass unser Wagen wegen eines „komischen Geräuschs“ noch in Reparatur war, was aber höchstens 3 Stunden dauern würde. Wir könnten aber in der Zwischenzeit einen Minivan bekommen, um schon mal unsere Einkäufe zu erledigen. Außerdem würde man uns einen Tag Mietpreis gut schreiben. Das war doch ein faires Angebot (vorausgesetzt die kriegen den Wagen wirklich innerhalb von 3 Stunden repariert)! Also ab in die nächste Mall und den Kofferraum mit Lebensmitteln und sonstigen nützlichen Dingen vollgeknallt. Zum Mittag gab es dann für Theo eine Portion Fried Rie im Food Court.
Tatsächlich war der Camper dann nach 3 Stunden repariert (so lange hat nämlich unsere Einkaufstour gedauert). Darauf folgte dann die nächste Ernüchterung für uns WoMo-Anfänger: so richtig viel Stauraum hat so ein Ding ja nicht gerade. Also wurde das Gepäck und der Riesen-Einkauf erst einmal irgendwie auf und zwischen den Sitzbänken verteilt, um den Kram dann später in Ruhe auf einem Campingplatz in die bestehenden Ablagemöglichkeiten ein zu massieren. Mittlerweile war es nämlich schon nachmittags um 3:00 und wir wollten endlich losfahren. Der nächste Schock kam, als wir den aus Deutschland mitgebrachten Maxi-Cosi anschnallen wollten. Entweder sind die Japaner (der Camper ist ein Mazda) alle viel schlanker als wir Europäer oder in Japan gibt es keine Babyschalen. Jedenfalls war der Gurt zu kurz, um den Kindersitz zu befestigen. Nach 15min und viel nervenaufreibendem Ziehen und Zerren haben wir das Gurtschloss dann doch noch zu gekriegt und waren erleichtet.
@Martin: Der Blumenstrauß war übrigens nicht im Camper, aber da man uns schon einen Tag Mietpreis erlassen hatte, wollte ich mich nicht beschweren 😉
Unser erstes Ziel war die Banks Peninsula, eine Christchurch vorgelagerte Halbinsel vulkanischen Ursprungs. Wir steuerten den Campingplatz in Okains Bay an, von dem wir durch den Reisebericht von Ard und Henriette erfahren hatten. Der Linksverkehr machte mir keine großen Schwierigkeiten, aber dass der Blinker auf der rechten Lenkradseite sitzt erfordert schon Einiges an Umdenken. Ich weiß nicht, wie oft ich die Scheibenwischer angemacht habe, wenn ich eigentlich einen Richtungswechsel anzeigen wollte. Merke: wenn einem in Neuseeland bei bestem Sonnenschein jemand mit laufenden Scheibenwischern entgegen kommt, ist es höchstwahrscheinlich ein Mitteleuropäer der abbiegen will.
Die Landschaft auf der Banks Peninsula ist hügelig bis bergig und erinnerte mich – nicht zuletzt wegen der Schafe die dort weideten – an die schottischen Highlands. Nur ab und zu störte eine Palme den Eindruck. Man kommt zwar nicht besonders schnell voran (teilweise musste ich wegen der Steigungen in den 2. Gang runter schalten) und die Straßen erfordern Einiges an fahrerischem Können, aber dafür wird man mit tollen Ausblicken auf wunderschöne Buchten belohnt.
(Man kann die Bilder übrigens anklicken um sie zu vergrößern.)
Hätten wir uns strikt an das Navi gehalten („In 80m biegen Sie links ab!“), wären wir einige Male mehrere hundert Meter tief in eine Schlucht gestürzt. Wir kamen aber unbeschadet am Campingplatz an, der sich als idyllischer Geheimtipp entpuppte.
Der Campingplatz befindet sich direkt am einsamen Strand in einer schönen Bucht. Man kann seinen Camper dort unter Bäumen abstellen, die Schatten spenden.
Außer einem Stromanschluss sind alle wichtigen Einrichtungen (Duschen, Toiletten, Küche, Waschmaschinen) – wenn auch in vergleichsweise einfacher Form – vorhanden.
Als ich dem ZePaLei dann die Campinggebühr passend in bar zahlte, antwortete er mit „Iiiixcellent!“, was mich sehr belustigte und seitdem mein neuseeländisches Lieblingswort ist.
Na dann lasst Euch mal schön treiben ….
Gruß, Marco